Pferdetraining lieber effektiv als effizient

Geschrieben von Tania Konnerth

Tania ist Autorin und Pferdecoach. Sie schreibt seit vielen Jahren für Blogs und Zeitschriften, hat diverse Bücher veröffentlicht, gibt Webinare und coacht Pferd-Mensch-Paare. Sie wünscht sich vor allem, dass Pferde besser verstanden werden.

INSPIRATION DES MONATS

Normalerweise vermeide ich Fremdwörter in meinen Texten, aber heute muss es sein: Ich schlage vor, Pferdetraining lieber effektiv als effizient zu betreiben! So ähnlich die Begriffe vielleicht auch klingen, von der Bedeutung her sind sie sehr verschieden sind. So liegen Welten zwischen einem „effektiven“ und einem „effizienten“ Pferdetraining, mit dem zunehmend geworben wird, denn das passt zu unserer erfolgsorientierten Leistungsgesellschaft. Dabei aber ist „Effektivität“ so viel wichtiger… 

  • Man spricht von Effizienz, wenn die Dinge „richtig“ getan werden, und zwar im Sinne von „schnell und ohne viel Aufwand“ = Maß für Wirtschaftlichkeit.
  • Effektivität hingegen bedeutet, dass wir die richtigen Dinge tun, und zwar bezogen auf die im Idealfall individuell angepassten Ziele = Maß für Wirksamkeit. 

Zwei ganz unterschiedliche Zielrichtungen im Pferdetraining

Eine „effiziente“ Ausbildung richtet sich auf allgemein herrschende Vorstellungen und Richtlinien aus und ist das, was man im herkömmlichen Umgang mit Pferden findet. Effizienz im Pferdetraining sorgt zum Beispiel dafür, dass junge Pferde in kürzester Zeit ausgebildet und „vorführfähig“ gemacht werden oder zielt darauf, möglichst schnell und einfach Muskeln aufzubauen. Eine „effektive“ Ausbildung hingegen schaut zunächst, welche Ziele mit dem jeweiligen Pferd überhaupt sinnvoll erreichbar sind, und geht dann angepasst und angemessen vor. So würde in den Beispielen von oben erstmal geschaut werden, wie weit das jeweilige junge Pferd überhaupt schon in seiner Entwicklung ist und welche Ausbildungsziele dafür angemessen sind (und nicht, welche sich besser verkaufen lassen) und in Bezug auf die Muskulatur würde geschaut werden, wie sich diese so aufbauen lässt, dass der Traininingsdruck nicht zu hoch wird, welche Maßnahmen in der Haltung unterstützend eingesetzt werden können und Ähnliches. 

Wenn Du Dir mit Deinem Pferd ein harmonisches und partnerschaftliches Miteinander wünschst, wenn Du pferdefreundlich handeln möchtest und wenn Du Freude und Leichtigkeit, dann sollte nie „Effizienz“ Deinen Weg bestimmen. Effizienz lässt kaum Raum für achtsame Empathie, für geduldiges Abwarten, für langsames Wachsen und Reifen und schon gar nicht für so etwas wie Qualitätszeit. Achte also immer gut darauf, wofür ein Ausbilder, ein Trainingskonzept oder eine Methode steht, bevor Du Dich entscheidest und ob sie dem, was Du Dir für Dich und Dein Pferd wünschst, überhaupt entspricht.

Lese-Tipp: Mit dem Herzen voran – der Reitkurs

Pferdetraining lieber effektiv als effizient

2 Kommentare

  1. Liebe Tanja, vielen lieben Dank für diesen weiteren wertvollen Beitrag. Selbst leider bereits lange ohne Pferd lese ich Deine Beiträge immer wieder gerne, Du hast ein großes Talent, mit wenigen Worten in mir lange nachhallende Denkanstöße und ein gutes Gefühl, auf der Welt zu sein und auch im kleinen immer wieder Dinge verändern zu können und das tut so gut! Liebe Grüße
    Sondra

    Antworten
    • Ganz, ganz herzlichen Dank, Sondra, ich freu mich sehr über Deine Zeilen!
      Lieber Gruß zurück,
      Tania

      Antworten

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