Raus aus der Sorgenfalle!

Geschrieben von Tania Konnerth

Tania ist Autorin und Pferdecoach. Sie schreibt seit vielen Jahren für Blogs und Zeitschriften, hat diverse Bücher veröffentlicht, gibt Webinare und coacht Pferd-Mensch-Paare. Sie wünscht sich vor allem, dass Pferde besser verstanden werden.

… denn zu viele Sorgen verhindern gute Entscheidungen

Ein eigenes Pferd ist für viele ein großer Wunschtraum. Kaum jemand denkt dabei daran, dass wir mit der Verantwortung für so ein Tier auch gleich ein großes Sorgenpotential dazubekommen. Während eine gewisse Besorgnis wichtig ist, damit wir achtsam bleiben und Warnsignale frühzeitig erkennen, wird es kritisch, wenn wir in die sprichwörtliche Sorgenfalle rutschen. Dann nämlich werden Sorgen destruktiv und wir können irgendwann kaum noch gute Entscheidungen treffen.

Mein Tipp: Am 26.3.2024, 20:00 Uhr biete ich wieder mein Webinar Raus aus der Sorgenfalle. an – genau das Richtige für Dich, wenn bei Dir die Sorgen etwas zu groß werden! Dieses Webinar biete ich in gewissen Abständen im Rahmen meiner Mutmacherkurse an.

Ich habe lange Zeit dazu geneigt, mir viel zu viele Sorgen zu machen. Phasenweise brachte mich meine Angst um meine Pferde in echte Not. Dann kreisten meine Gedanken nur noch um das, was passieren könnte, und ich marterte mich selbst (und andere) damit, dass ich alles tun, um es zu verhindern – wohl wissend, dass das gar nicht in meiner Macht steht… In diesen Phasen probierte ich manchmal panisch alles Mögliche aus, oft nicht, weil es wirklich sinnvoll war, sondern weil ich hoffte, damit meine Sorgen in den Griff zu bekommen. Geholfen hat mir hier aber letztlich vor allem die Erkenntnis, dass ein Zuviel an Sorgen mehr schadet als nützt.  

Konstruktive Sorgen und destruktive Sorgen

Ich finde es hilfreich, zwischen konstruktiven und destruktiven Sorgen zu unterscheiden: 

  • Konstruktive Sorgen sind solche, die mich wach und aufmerksam halten. Sie sorgen dafür, dass ich mich umfassend informiere und konkret tue, was nötig ist, um meinen Pferden zu helfen oder sie zu schützen. 
  • Destruktive Sorgen gehen über das Maß der konstruktiven Sorgen hinaus, führen aber zu keiner Verbesserung der Situation, ganz im Gegenteil: Sie verschlechtern das Ganze. Destruktive Sorgen bringen mich in Gedankenschleifen, die zu nichts führen, sie quälen mich mit Fragen, auf die es keine Antworten gibt, und sie lassen mich das Gefühl bekommen, nie genug zu tun und dass, egal wie ich mich entscheide, eh alles falsch mache. Destruktive Sorgen lassen mich im wahrsten Sinne des Wortes in einer Sorgenfalle hocken, sie lähmen mich und führen dazu, dass ich mich immer schlechter fühle. 

Destruktive Sorgen belasten – uns und das Pferd

Wichtig dabei ist: Destruktive Sorgen belasten nicht nur einen selbst, sondern vor allem auch das Pferd, um das es geht. Denn wenn wir uns Sorgen machen, ändert sich sehr viel: 

  • Wir kommen mit einer sorgenvollen, schweren Stimmung zu unserem Pferd,
  • wir schauen es auf eine bestimmte Weise an,
  • wir reden auf eine bestimmte Weise mit dem Pferd oder mit anderen über das Pferd,
  • unsere Körperhaltung ist anders also sonst,
  • unsere Bewegungen sind anders,
  • unser Tonfall ist anders,
  • wir strahlen etwas anderes aus (eben leider keinen Optimismus und keine Zuversicht, sondern Angst und Sorgen), 
  • wir verlieren Lebensfreude und Energie und
  • vor allem auch unseren Humor.

Wenn wir unseren Sorgen einen zu großen Raum geben, passiert etwas, das wir eigentlich gar nicht wollen: Das Pferd selbst wird zum Problem, denn das Pferd ist ja die Quelle unserer Sorgen und wir können es kaum verhindern, dass es das spürt. Aber – davon bin ich fest überzeugt – kein Pferd, auch kein krankes Pferd, möchte nur noch ein Problem sein. 

Die Sorgenfalle beeinflusst das Miteinander

Sorgen und Ängste haben also einen umfassenden Einfluss darauf, wie wir auf unser Pferd wirken, und es kann natürlich nicht wirklich verstehen, warum wir so sind.

  • Es kann nicht verstehen, warum wir z.B. viel ungehaltener sind oder schneller gereizt oder ganz still oder traurig
  • Es wird nicht immer einsehen, warum wir als erstes seine Beine abtasten, sorgenvoll zum Bauch schauen oder Fieber messen, statt das gewohnte Begrüßungsritual zu vollziehen oder uns Zeit zum Schmusen zu nehmen. 
  • Es kann nicht einordnen, warum wir nicht wie sonst lachen, wenn es herumkaspert, sondern viel ernster und vielleicht sogar strenger reagieren als gewohnt. 
  • Es wird sich vielleicht fragen, warum sich alles so schwer anfühlt und nicht so leicht wie sonst, aber keine Antwort finden. 
  • Und anderes mehr.

In der Folge verändert sich dann unter Umständen das ganze Miteinander negativ und manch eine hat das Gefühl, es wird alles zu viel …

Mit Selbstreflexion und Sorgenmanagement aus Sorgenfalle

Wenn sich Sorgen erst einmal verselbstständigt haben, fühlt es sich oft so an, als könnten wir nichts gegen die ewigen Grübeleien und destruktiven Gedanken tun. Aber es ist möglich! Überhaupt erst einmal zu erkennen, dass wir in der Sorgenfalle sitzen, ist der erste, wichtige Schritt, um etwas zu ändern. Dann geht es darum, das eigene Sorgenverhalten genauer anzuschauen, um besser zu verstehen, was die Sorgen auslöst und was sie so mächtig macht. Auf dieser Grundlage können wir dann damit beginnen, die Sorgen ein Stück weit zu managen und ganz bewusst in kleinen Schritten etwas zu ändern: unsere Gedanken, unseren Fokus, unser Verhalten.

Das Spannende ist, dass Pferde so gut wie immer sehr unmittelbar darauf reagieren – nämlich offen und unbeschwerter, so als wollten sie uns sagen: „Wie gut, dass Du da wieder herausgekommen bist!“ 

2 Kommentare

  1. ooooh ja!
    Sorgen können das Leben extrem schwer machen, vor allem, wenn sie sich um den Menschen drehen, der über Jahrzehnte die zuverlässigkeit in jeder Situation war und binnen Monaten in der Demenz versinkt und mich im existentiellen Chaos hinterlässt!
    mir blieb nichts anderes übrig, als meinen „pferdigen betrieb“ auf ein absolutes minimum runter zu bringen: „und wenn ich dachte, „satt&sauber“ wäre das, musste ich hinnehmen, dass es noch tiefer runter gehen kann. Wenigstens die gerade noch mögliche
    rudimentäre artgerechte Haltung zu erhalten, war fast noch möglich, aber es ist unglaublich, wie tief „unten“ das ist…
    Dass es aber nahezu unmöglich ist, in solch einem Zustand wirklich sinnvolle Dinge mit den Pferden zu machen, muss ich deutlich sagen.!
    Wenn IN MIR nur Sorgen und Chaos vorherschen, ist an sinnvolle „pferdearbeit“ nicht zu denken.
    Trotzdem bringt diese schlimme Zeit mich meinen Tieren noch näher, wenn auch auf ganz andere Art.
    Unsere tägliche gemeinsame „quality-time“ ist wirklich minimal, aber es sind tiefe gemeinsame Augenblicke aus denen sich manchmal sogar „kleine Wunder “ ergeben, z.b. wenn meine hochsensible stute, die ich nun fast 2 Jahre nicht mehr geritten bin, mir mitten im Wald einige Runden völlig frei einige lockere Zirkel anbietet und mir zeigt, dass ich eben nicht nur periphär an ihrem Leben beteiligt bin…
    Es ist in der wenigen Zeit, die ich für die tägliche Grundversorgung habe eine neue Tiefe der Verbindung gewachsen, die mich eben manchmal sooo reich beschenkt.
    unglaublich, aber wahr!

    Antworten
    • Liebe Nina,
      ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen. Sie lösen viel in mir aus und ich weiß genau, was Du mit diesen Geschenken meinst. Sie wahrnehmen zu können, hilft sehr.
      Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für diese Zeit,
      Tania

      Antworten

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