Die Beziehung zum Pferd

Geschrieben von Tania Konnerth

Tania ist Autorin und Pferdecoach. Sie schreibt seit vielen Jahren für Blogs und Zeitschriften, hat diverse Bücher veröffentlicht, gibt Webinare und coacht Pferd-Mensch-Paare. Sie wünscht sich vor allem, dass Pferde besser verstanden werden.

– ist die Basis von allem

Es sind inzwischen Jahrzehnte, in denen ich nicht nur mit Pferden zu tun habe, sondern auch Pferdemenschen coache. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass herkömmlicherweise eines oft zu kurz kommt. Es ist die Beziehung zum Pferd, die leider viel zu wenig beachtet wird, weil der Fokus oft auf Training und Funktionieren liegt. Dabei spielt die Art des Miteinanders eine fundamentale Rolle für alle Entscheidungen, die wir für unser Pferd treffen müssen. Lies weiter, wenn Du mehr dazu wissen möchtest.

Tipp: Komm gerne einmal in eines meiner Webinare. In allen geht es immer auch um die Beziehung zum Pferd.

Worum geht es Dir?

Es gibt unterschiedliche Gründe, aus denen sich Menschen ein Pferd anschaffen oder eine Reitbeteiligung übernehmen. Es mag einigen dabei vor allem um sportliche Erfolge gehen, anderen vielleicht auch um Geld oder Prestige und manch einem auch um Macht.

Ganz vielen geht es aber um etwas anderes.

Ohne, dass wir es immer genau beschreiben können, ziehen Pferde uns an. Wir suchen ihre Nähe, bewundern und lieben sie. Wir wollen möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen und gemeinsam etwas unternehmen. Wir wünschen uns von Herzen, sie zu verstehen und Freude mit ihnen zu haben.

Worum es hier geht, ist die Beziehung zum Pferd.

Die Beziehung zum Pferd ist eine komplexe Sache

Es mag sein, dass unsere Wunschvorstellung von einem Miteinander mit Pferden manchmal ein bisschen verklärt ist. Und doch denke ich, ist es wichtig, nie zu vergessen, worum es uns in der Grundsache geht. Denn das kann schnell passieren, wenn wir als frisch gebackene*r Pferdebesitzer*in mit dem Alltag konfrontiert werden:

  • Schon allein die Auswahl eines passenden Stalles ist oft eine ausgesprochen schwierige Angelegenheit – von der Versorgung und Fütterung ganz zu schweigen. Je mehr wir uns damit befassen, desto verwirrter werden wir oft.
  • Wenn wir im praktischen Umgang auf Schwierigkeiten stoßen, bekommen wir viele Tipps und jede Menge Rat von anderen. Davon aber widerspricht sich vieles oder geht gegen unsere eigenen Vorstellungen.
  • Darüber hinaus stellen wir fest, dass es unglaublich viele Aussagen und Ansätze in Ausbildung und Training des Pferdes gibt. Und dass sich viele von ihnen komplett widersprechen.
  • Und von gesundheitlichen Themen wollen wir gar nicht erst anfangen…

Innerhalb kürzester Zeit bekommen wir das Gefühl, eigentlich viel zu wenig für so viel Verantwortung zu wissen. Um Antworten auf die vielen Fragen zu bekommen, informieren wir uns und fragen immer mehr Leute um Rat. Wir hören alles Mögliche über unser Pferd und was wir alles tun oder unterlassen sollen. Dabei werden wir immer unsicherer, denn wir kommen gar nicht dazu, unser Pferd überhaupt erst einmal wirklich kennenzulernen. Und immer öfter denken wir, dass das alles ganz anders ist, als wir uns das vorgestellt haben.

Was liegt wirklich im Argen?

Viele dürften das kennen: Je größer Probleme werden, desto weniger finden wir die Freude, die wir eigentlich mit unserem Pferd erleben wollten… Dabei sind es meiner Erfahrung nach aber gar nicht immer wirklich die Probleme, die uns zu schaffen machen. Es sind viel mehr die Folgen unseres Umgangs mit ihnen. Vor lauter Entscheidungen und Dingen, die wir mit unserem Pferd tun sollen, geht etwas Wesentliches verloren oder entsteht erst gar nicht. Und das ist unsere Beziehung zum Pferd.

Dabei spüren wir meist sehr genau, dass irgendetwas zwischen uns und unserem Pferd nicht gut läuft oder fehlt. Aber weil wir so sehr im Außen nach Lösungen für – reale oder gemachte – Probleme suchen, vernachlässigen wir das Innen. Eine oft unbewusste Angst in uns verhindert, innezuhalten und zu ergründen, um was es wirklich geht.

Dann legen wir weiter den Fokus auf den Trainingszustand oder die Gesundheit unseres Pferdes. Oder wir beschließen, eine bestimmte Methode zu erlernen, von der wir uns erhoffen, dass mit ihr alles gut wird. Nichts davon ist an sich falsch. Und doch bringen uns solche Aktivitäten ganz oft erst einmal immer weiter weg von unserem Pferd.

Wer sieht Euer Wir?

Natürlicherweise liegt der Fokus von Fachleuten meist nur auf einem Teilaspekt. Als Spezialisten konzentrieren sich Trainer häufig vor allem auf die Aktionen des Menschen, Therapeuten vor allem auf den Körper des Tieres. Je nach Blickrichtung versuchen wir dann, uns zu ändern oder etwas am Pferd. Wir konzentrieren uns auf Details, weil es einfacher zu sein scheint. Dabei verlieren wir den Blick auf das große Ganze. Noch haben wir unser Pferd noch gar nicht wirklich kennengelernt. Wir wissen noch gar nicht, welche Persönlichkeit es hat, was es braucht und uns mitteilt. Zusätzlich haben wir vielleicht zu weniger Kontakt zu uns selbst und dem, was uns ausmacht, weil wir zu sehr nur noch auf andere hören.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es unerlässlich ist, immer beim Wir zu beginnen. Es entsteht so viel Not aus der fehlenden Verbindung und das auf allen Ebenen. Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd ist die Basis, sie kann hinderlich oder förderlich sein. Und das sollte jeder Helfende beachten, egal ob Miteinsteller*in oder Profi, was aber leider oft nicht der Fall ist.

Die Beziehung zum Pferd ist die Basis

Damit wir eine echte Verbindung zu unserem Pferd bekommen können, sind zwei Dinge entscheidend:

  • Zunächst müssen wir das Pferd als eigenständiges, komplexes Lebewesen wahrnehmen. Also nicht nur als Trainingsobjekt oder Gesundheitsproblem, sondern in seiner Persönlichkeit, mit seinen Bedürfnissen und mit all dem, was es ausmacht.
  • Und dann müssen wir lernen, mehr auf uns selbst zu hören, was leider viel zu wenig vermittelt wird. So wichtig (Fach-)Wissen und oft auch der Rat von anderen ist, es braucht mehr als das. Es braucht das, was leider zu oft verloren geht: unser Bauchgefühl und unserem gesunden Menschenverstand. Nur damit können wir eigenständig Entscheidungen treffen. So sehr wir uns auch Hilfe von anderen erhoffen – es sind nicht die Trainer, nicht die Ärzte, nicht die Therapeuten, die unsere Entscheidungen treffen können. Die Entscheidungen treffen immer wir selbst. Und wir sind es, die die Folgen davon tragen und die Verantwortung dafür übernehmen.

Immer MIT dem Pferd

Vor der praktischen Wissensvermittlung beginne ich inzwischen immer bei dem, was ich zwischen Menschen und Pferd wahrnehme. Denn egal, ob es um Erziehungsfragen, Trainingsansätze oder Gesundheitsprobleme geht, Mensch und Pferd sollten ein Team sein. Nur dann können wir wirklich gute Entscheidungen für uns beide treffen. Doch genau das ist leider sehr oft nicht der Fall.

Da für mich die Beziehung das Fundament des Miteinanders ist, ist es für mich unerlässlich, immer beides im Blick zu haben:

  • also die Seite des Pferdes zu beleuchten,
  • genauso wie die Seite der Menschen.

Und dann gilt es zu sortieren, wo sinnvollerweise was wie anzugehen ist, um ein echtes Wir zu schaffen. Auf der Grundlage von echtem Verstehen und einem guten Miteinander können wir viel bessere Entscheidungen treffen. Für Mensch und Pferd!

Tipp: Ich biete auch Coachings an, wenn Du Dich dafür interessierst, schreib mir gerne.

 

Beziehung zum Pferd

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