Jungpferdausbildung mit Tania
Vor kurzem habe ich hier gezeigt, wie das erste Aufsteigen bei einem Jungpferd für mich auf eine pferdefreundliche Art erfolgen kann. Hier soll es nun um die ersten Schritte unter dem Sattel gehen.
Selbstkritisch hinterfragen: Wer soll der erste Reiter sein?
Zunächst ist es wichtig, dass die Person, unter der das Pferd seine ersten Schritte machen soll, so viel Ruhe und Gelassenheit wie möglich ausstrahlt. So verständlich es ist, dass die meisten Besitzer/innen natürlich gerne selbst die Ersten sein wollen, die das Pferd reiten, so ist das nicht immer die beste Entscheidung. Jede/r sollte sich hier gut prüfen:
- Kann ich einem jungen Pferd genug Sicherheit und Ruhe vermitteln?
- Bin ich ohne Angst und frei von inneren Bildern dazu, was alles passieren könnte?
- Bin ich mir meiner Atmung und Körperspannung bewusst und kann ich zuverlässig einschätzen, ob ich wirklich Ruhe und Gelassenheit ausstrahle?
- Bin ich vom Sitz und meiner eigenen Balance her sicher genug, mit einem kleinen Hüpfer oder einem Losrennen liebevoll umgehen zu können, ohne zu schimpfen oder grob zu werden?
- Und auch diese Frage sollten wir uns stellen: Bin ich leicht genug für den komplett untrainierten Rücken des Jungpferdes?
Gelassenheit vermitteln und immer im Tempo des Pferdes vorgehen!
Dann ist das Wichtigste: Geduld, Geduld und nochmal Geduld. Einen Menschen auf dem Rücken zu tragen ist für viele Pferde im Stand gar kein so großes Problem (vorausgesetzt, man nimmt sich die Zeit, das gemeinsam mit ihnen zu arbeiten). Aber mit dem ungewohnten Gewicht tatsächlich zu laufen, ist etwas ganz anderes. Und da kann es leider selbst bei einem „ganz ruhig“ wirkenden Pferd zu Schreckreaktionen kommen. Je achtsamer wir hier auf das Pferd achten und wirklich nur weitermachen, wenn es entspannt und offen dafür ist, desto sicherer wird alle Beteiligten.
Wir müssen uns bewusst machen, dass unser Gewicht ein Pferd sehr stark in seiner Balance beeinflusst. Und aus der Balance zu geraten, ist für viele Pferde unangenehm oder sogar beängstigend. Um zu vermeiden, dass das Pferd unsicher wird oder gar Angst bekommt, sollte die Entscheidung für die ersten Schritte vom Pferd selbst getroffen werden. Also bitte nicht am Strick oder Zügel ziehen oder es mit der Gerte antreiben, sondern einfach erstmal abwarten. Und bitte erst recht nicht mit den Beinen treiben, denn diese Hilfe ist dem Pferd ja noch vollkommen unbekannt und kann sensible Gemüter wirklich sehr verunsichern.
Tipp: Der Helfer vom Boden kann sich ein Stück vom Pferd entfernen und es dazu ermutigen, ihm zu folgen. Sollte das Pferd darauf hin aber nicht vorwärtsgehen, dann wartet einfach ein bisschen ab oder probiert es in der nächsten Einheit noch einmal.
Bitte nicht zu viel!
Tritt das Pferd tatsächlich an, zeigt ihm ruhig und liebevoll Eure Freude! Versucht, auch wenn sich die Schritte sehr schwankend anfühlen, es so wenig wie möglich zu stören. Geht statt dessen jede Bewegung weich und mit einem ruhigen Atem mit. Lasst das Pferd dann nach wenigen Schritten anhalten und lobt es freudig. Gebt ihm Zeit, bewusst nachzuspüren, wie sich der Mensch auf dem Rücken anfühlt. Es braucht Zeit all das, was es gerade erlebt, zu verarbeiten. Wenn es noch einmal antreten mag, super, aber dann reicht es auch! Hier können wir schnell den Fehler machen, zu viel zu wollen. Bitte widersteht der Versuchung, gleich ganze Runden laufen zu wollen, sondern gebt Euch bitte wirklich mit wenigen Schritten zufrieden. So klein diese ersten Schritte unter dem Sattel vielleicht auch wirken mögen, sie sind ein riesiger Schritt in der Ausbildung und sie bilden das Fundament für das weitere Gerittenwerden.
Hier könnt Ihr in einem kleinen Video sehen (Link führt zu Youtube) sehen, wie Mucki seine ersten Schritte mit einem Menschen auf dem Rücken machte – und noch ein Lesetipp: Mit dem Herzen voran – der Reitkurs von „Wege zum Pferd“.
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