Inspiration des Monats
Herkömmlicherweise ist die zentrale Frage, die wir Pferdemenschen uns stellen, diese: „Wie schaffe ich, dass mein Pferd etwas Bestimmtes tut oder sein lässt?“ Um diese Frage pferdefreundlich beantworten zu können, sollten wir aber zunächst eine ganz andere Frage stellen, nämlich: „Was fühlt das Pferd wohl gerade und wie geht es ihm?“ Nur wenn wir wirklich das Wohlbefinden und das Pferd im Fokus (und im Herzen!) haben und nicht immer nur sein Verhalten verändern wollen, können wir pro Pferd entscheiden.
Lege den Fokus auf das Pferd
Seit ich mich vor vielen Jahren dazu entschieden habe, Artikel, Kurse und Bücher für Pferdeleute zu verfassen, achte ich dabei immer auf eines: auf die Pferde. Mir ist vollkommen egal, ob jemand aus der konventionellen Reiterei kommt, Westernreiter ist oder Freiheitsdressur macht, ob ich es mit einem Profi oder einem Anfänger zu tun habe, ob jemand Schleifen vorweisen kann oder noch nie eine Stunde Reitunterricht hatte, ob jemand seit zwanzig Jahren Pferde züchtet oder sich vor drei Wochen sein erstes Pony zugelegt hat – für mich steht immer diese Frage im Zentrum:
Wie geht es dem Pferd?
Ich habe also immer das Pferd im Fokus. Diese starke Ausrichtung auf das Tier ermöglicht mir, meine Gedanken und Ansätze außerhalb bestehender Vorgaben und Regeln zu formulieren. Ich muss kein System kritisieren oder in die Diskussion um eine Methode gehen, sondern ich ziele immer darauf, dass zunächst die Situation des Pferdes verstanden und dann idealerweise das Miteinander verbessert wird.
Wenn etwas nicht so klappt, wie gewünscht, lautet die erste Frage meist: „Warum macht mein Pferd das?“ bzw. „Warum macht mein Pferd das nicht?“ Eigentlich sind das gute Fragen, denn nach der Ursache zu suchen, ist immer eine gute Idee. Allerdings kann die Intention dieser Frage sehr unterschiedlich sein. Wenn das Warum tatsächlich auf Ursachenforschung abzielt, kommen wir weiter, weil es um das Verstehen geht. Wird die Frage aber im Sinne von „Was muss ich tun, damit mein Pferd das tut (oder nicht tut)?“ geht es um etwas gänzlich anderes.
Wirklich pferdefreundlich können wir nur dann reagieren, wenn wir bei all unseren Zielen und Vorstellungen nie das Wesen vergessen, mit dem wir es zu tun haben, und immer darauf achten, wie es ihm eigentlich bei all dem geht, was wir mit ihm tun.
Lesetipp: Versteh Dein Pferd

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