Pferde sind anders

Geschrieben von Tania Konnerth

Tania ist Autorin und Pferdecoach. Sie schreibt seit vielen Jahren für Blogs und Zeitschriften, hat diverse Bücher veröffentlicht, gibt Webinare und coacht Pferd-Mensch-Paare. Sie wünscht sich vor allem, dass Pferde besser verstanden werden.

– Und das ist wunderbar

Es gibt so viel neues Wissen über Pferde, dass man allein mit Recherchen Wochen und Monate verbringen kann. Aber was nutzen Erkenntnisse und Informationen, die uns staunen lassen oder begeistern, wenn wir sie nicht praktisch für mehr Pferdewohl nutzen? Was dafür nötig ist, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.

Tipp: Komm in mein Webinar „Pferd neu denken“!

So anders sehen Pferde…

Stell Dir einmal vor: … Du kannst, ohne Deinen Kopf zu wenden, fast rundherum sehen; wendest Du den Kopf leicht nach rechts oder links, siehst Du tatsächlich alles rund um Dich herum. Mit beiden Augen zusammen siehst Du die Welt vor Dir dreidimensional, doch rechts und links von Dir hast je ein zweidimensionales Bild, in dem Du selbst kleinste Bewegungen wahrnimmst. Aber was das rechte Auge gesehen hat, weiß das linke noch lange nicht, denn die Informationen werden nicht übertragen. Du siehst super auch im Dunkeln, doch wenn es schnell hell wird, bist Du zunächst fast blind und es dauert, bis Du etwas erkennen kannst. Deine Welt reicht selten nach oben, denn dort siehst Du nur, wenn Du Deine Kopfhaltung veränderst.

Dass Pferde anders sehen als wir, wissen die meisten. Aber wie IST ES, wenn man die Welt so sieht? Wie koordiniert man die unterschiedlichen Sichtfelder und -erlebnisse? Wie aufmerksam macht es einen wohl mit solch vielen, verschiedenen Informationen, die sich nicht zu einem großen Ganzen zusammenfügen? Und wie seltsam muss es sein, jemanden auf dem Rücken zu haben, den man so gut wie nicht sehen kann, vor allem dann nicht, wenn einem der Kopf fixiert wird? 

Anders ist spannend!

Ich versetze mich gerne in die Art, wie Pferde die Welt wahrnehmen, und zwar nicht nur über den Verstand, sondern ich versuche, mich wirklich einzufühlen in das Andere. Das zeigt mir

  • einmal meine eigenen Beschränkungen auf,
  • aber vor allem macht es mich sensibel dafür, dass für ein Pferd immer alles anders sein kann.

Und das wiederum macht mir so manches Verhalten und manche Reaktion viel verständlicher!

Pferde sind für Bewegung gemacht

Und stell Dir auch das einmal vor: ... Du bist ein Bewegungs- und Lauftier. Dein Körper ist für das stundenlange Wandern und für schnelle, wenige Sprints gemacht. Es drängt Dich, den ganzen Tag mit Deinen Gefährten durch weite Landschaften zu ziehen, immer weiter und weiter gemeinsam auf der Suche nach Futter und Wasser. Wenn Dich etwas erschreckt, möchtest Du schnell weg, um dann aus sicherer Entfernung zu schauen, was los war. Deine Gefährten sind dabei immer an Deiner Seite, so als wärt Ihr ein einziger Körper, denn Ihr spürt Euch in jedem Moment und das tut Dir gut.

Wie sich das wohl anfühlt, so verbunden mit anderen Wesen zu sein, dass man über die Energie genau weiß, was in dem anderen Wesen vorgeht? Was bedeutet es, sich dann von den anderen entfernen zu müssen und getrennt zu sein, sei es auch nur für eine kurze Zeit? Und wie kommt man damit klar, wenn man den natürlichen Drang zum Wandern nicht leben kann, weil alles um einen begrenzt ist und einem fast jede Bewegung vorgegeben wird? Wie seltsam muss es sein, dass die Wesen, die Dir Deine Bewegungen vorgeben, selbst oft ganz steif und ungelenk wirken und sich so auch auf Deinem Rücken anfühlen? Du kannst ihren Stress, ihre Verspannungen und auch ihre Angst so gut spüren… Und wie merkwürdig muss es sein, dass diese Wesen offenbar so gar kein Feingefühl für den Raum um Dich zu haben scheinen oder für die Energie, mit der Du mit ihnen sprichst? 

Pferdefreundlichkeit beginnt beim Verstehen.

Für mich beginnt Pferdefreundlichkeit dann, wenn wir uns wirklich bewusst darüber werden, wie anders die Erlebenswelt der Pferde ist. Dann wird es nämlich erst möglich, sich zu fragen, wie angemessen und auch wie sinnvoll all das ist, was wir von Pferden erwarten und verlangen – und ob es nicht anders geht. Mit etwas mehr Verständnis und Zeit vielleicht und mit mehr Möglichkeiten für die Pferde, sich einzubringen. Und wie spannend und auch für vieles viel zielführender es ist, dazu noch viel mehr von ihnen und über sie zu lernen? 

Für mein neues Webinar „Pferd neu denken“ stürze ich mich gerade regelrecht in all das Wissen über Pferde, das uns heutzutage zur Verfügung steht – und hui, ich könnte Wochen und Monate allein damit verbringen, Studienergebnisse zu lesen! Wer da nicht aufpasst, verliert sich bei den Recherchen leicht in den endlosen (und so spannenden!) Weiten der Verhaltensbiologie. Aber, und das macht mich aus, ich bin keine Wissenschaftlerin, sondern ich bin durch und durch Pragmatikerin. Mir geht es nicht um Vollständigkeit und Exaktheit, sondern um neue Ideen und praktische Anwendbarkeit. Und davon stelle ich gerade gaaaanz viel Spannendes zusammen.

Wann immer ich etwas Neues über Pferde lese, frage ich mich: 

  • Was bedeutet das für das Miteinander, den Umgang oder Ausbildung und Training?
  • Auf welche weiteren Gedanken und Einfälle bringt mich das, was ich da lese?
  • Inwieweit regt es mich an, mein bisheriges Tun zu hinterfragen oder zu verändern?

Und das verarbeite ich dann zu Kursen und Webinaren, damit das Wissen lebbar wird. 

Hier findest Du mehr Infos zu „Pferd neu denken“ und hier all meine Angebote.

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