– und was dafür hilfreich ist
Für mich gilt: Pferdefreundlich reiten beginnt bei uns. Und das nicht nur in Sachen Mindset, sondern vor allem auch auf der körperlichen Ebene. Warum für mich eine gewisse Fitness und ein gutes Körpergefühl beim Reiten unerlässlich sind und was mir hier besonders gut hilft, erfährst Du in diesem Beitrag.
Extra-Tipp: In meinem Webinar „Pferdefreundlich reiten mit Tania“ gibt es noch viele, weitere Anregungen, wie Du pferdefreundlicher reiten kannst und wir schauen, wie Dein Pferd immer mehr Ja zum Reiten sagen kann.
Reiten tut nicht der Kopf…
Leider steht beim Reiten noch immer das im Vordergrund, was wir Menschen vom Pferd wollen. Es soll traben oder galoppieren, Volten oder Zirkel gehen, Seitengänge oder Pirouetten zeigen und vieles mehr. Dafür tun wir allerhand Dinge, die uns zuvor beigebracht wurden oder die wir gelesen haben (Sitz, Hilfen usw.). Aber beim praktischen Reiten spielt nicht unser Kopf die Hauptrolle, sondern unser Körper! Wir können noch so viel über Reitlehren, korrekte Hilfengebung, Biomechanik und Lektionen wissen, für das Pferd ist entscheidend, wie wir körperlich einwirken. Und da fehlt es sehr oft an vielem …
Selbst wenn wir schon seit vielen Jahren Reitunterricht haben, heißt das leider nicht, dass wir uns wirklich bewusst darüber sind, was wir da im Sattel genau tun. Wir sind uns vielleicht ganz sicher, gerade und in Balance auf dem Pferderücken zu sitzen, aber oft ist das eben gar nicht der Fall. Wir mögen vielleicht glauben, dass wir sanfte Hilfen geben, aber beim Pferd kommen sie ganz anders an. Körperbewusstsein und Feingefühl müssen genauso geschult werden wie Gleichgewicht und Beweglichkeit. Nur so können wir einen Sitz und eine Einwirkung entwickeln, die für das Pferd angenehm und nicht störend oder verwirrend sind.
Vor dem Pferd erstmal selbst fit werden – Stichwort „Selbstfürsorge“
Es ist so viel darüber zu lesen, wie Pferde fitter und beweglicher werden, doch müssen wir erst einmal bei uns beginnen! Denn was nützen all unsere guten Absichten, unser Pferd gut zu reiten, wenn wir es schlicht und einfach körperlich nicht umsetzen können? Hand aufs Herz:
- Wie gut kennst Du Deinen Körper und wie gut ist Dein Körpergefühl beim Reiten?
- Wie fit und beweglich bist Du?
- Kann Dein Körper all das ausführen, was zum Reiten nötig ist, und das idealerweise geschmeidig und ohne Anstrengung?
- Wärmst Du Dich vor dem Reiten ein bisschen mit Dehnübungen auf?
- Spürst Du, bevor Du aufsteigst, mal in Dich, wie locker Dein Körper ist und wie wohl Du Dich gerade körperlich fühlst?
- Fragst Du Dich während des Reitens, wie gut es Dir gelingt, die Bewegungen des Pferdes durch Deinen Körper fließen zu lassen?
- Und suchst Du die Ursachen dafür, dass Dein Pferd vielleicht stockt, stehen bleibt, buckelt oder zu schnell wird, nur bei ihm – oder auch bei Dir?
- Wie viel Bewusstsein hast Du darüber, ob Dich vielleicht Verspannungen in Deinen Bewegungen einschränken und wie sich das für das Pferd anfühlt?
Um solche Fragen geht es leider immer noch viel zu wenig beim Reiten.
Zum Beispiel: Verspannungen
Selbst wenn unser Körper tatsächlich theoretisch kann, was er zum Reiten braucht, so sieht das praktisch häufig ganz anders aus. Denn so gestresst, wie die meisten von uns sind, kenne ich kaum jemanden, der nicht irgendwie unter Verspannungen leidet. Mal sitzt es im Nacken, mal sind wir kreuzlahm. Viele von uns beißen die Zähne zusammen oder ziehen die Schultern nach vorn. Und mit all dem setzen wir uns dann auf unser Pferd und wundern uns, dass es nicht laufen mag. Aber wenn wir auf einem Pferd sitzen, kann es alles an unserem Körper fühlen.
Für die Fotos habe ich erst einmal alles angespannt, was ich anspannen konnte. Die prompte Reaktion von Skjöran ist deutlich zu sehen, obwohl ich nicht einmal aktiv ein wirke. Auch er verspannt sich! Das zweite Bild wurde nur wenige Augenblicke später gemacht. Hier habe ich eine gute Körperspannung, ohne verspannt zu sein. Skjöran reagiert prompt mit Entspannung und einem zufriedenen Gesicht. Für mich war das ein echter Augenöffner!

Und hier sind wir nur im Stand! Je mehr das Pferd in Bewegung kommt, desto schwieriger wird es für uns, diese Bewegungen nicht zu stören. Für mich gehört zur Pferdefreundlichkeit, hier tatsächlich ehrlich mit sich selbst zu sein und mehr für den eigenen Körper und damit für sich selbst zu tun.
Yoga als Game-Changer
Die für mich persönlich beste Grundlage nicht nur für ein gutes Körpergefühl beim Reiten, sondern auch in Bezug auf Fitness, Beweglichkeit und die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist Yoga. Vor einigen Jahren habe ich mir selbst eine Yoga-Lehrer-Ausbildung geschenkt – nicht um selbst zu unterrichten, sondern weil ich tief und professionell einsteigen wollte. Das war in vielerlei Hinsicht eine hervorragende Entscheidung, denn
- Yoga hat mich definitiv fitter und beweglicher gemacht.
- Ich habe ein Bewusstsein über meine Atmung bekommen und welche Bedeutung sie beim Reiten hat.
- Ich habe stetig mein Körpergefühl beim Reiten verbessern können.
- Ich kann viel leichter Verspannungen erkennen und ihnen entgegenwirken.
- Yoga hat mich innerlich geduldiger und gelassener gemacht.
- Ich bin durch regelmäßige Meditation innerlich gereift.
- Und vieles, vieles mehr.

Nun braucht es natürlich nicht eine solche umfassende Ausbildung (ich gehe einfach immer gerne in die Tiefe). Allein das Erlernen und Üben von einigen Basisübungen schenkt uns bereits ganz viel Positives und Wertvolles.
Ein Buchtipp für mehr Körpergefühl beim Reiten
Wenn Dich mein Beitrag ein bisschen motiviert hat, dann möchte ich Dir gerne noch das zauberhafte Buch „Reiten in Balance mit Yoga“ von Marie Heger empfehlen. Das ist tatsächlich ein Buch, das ich am liebsten selbst geschrieben hätte. Das brauche ich ja aber nun nicht mehr, denn „Reiten in Balance mit Yoga“ ist rundum gelungen.
Im Vorwort schreibt die Autorin: „Es ist […] kein Buch über Yoga und Pferde, nicht über Yoga auf der Wiese neben dem Pferd oder Yogaübungen auf dem Pferd selbst. Es soll sich auch nicht in den Trend der allgegenwärtigen Selbstoptimierung einreihen oder ein weiteres Sitzschulungsbuch sein, vielmehr soll es eine Brücke schlagen zwischen Elementen der reichen Tradition der yogischen Philosophie und Bewegungslehre und ihrer Anwendung in der Bewegung und Beziehungsarbeit.“ Und genau das ist Marie Heger mit ihrem sanften, respektvollen, weisen und tiefgehenden Buch auf wundervolle Art und Weise gelungen.
Im Idealfall wird das Reiten ebenso ganzheitlich gesehen, wie es die Grundlage des Yoga ist. Denn, wenn es einem nicht länger nur darum geht, dass ein Pferd wie ein Sportgerät „funktioniert“, beginnt das, was für mich das Zusammensein mit Pferden so kostbar macht: Im Miteinander von den Pferden zu lernen, sie und mich immer besser zu verstehen und den Zauber der Kommunikation mit einem so anderen Wesen zu erleben.
Und noch ein Tipp: Viele praktische Übungen gibt es im Reitkurs von „Wege zum Pferd!

hier möchte ich auch das Buch von Gereon Wimmer und Katja Kellner empfehlen: Zwischen Losgelssenheit und Spannkraft/Besser Reiten mit Yoga
Hallo Jutta,
vielen Dank, das kenne ich noch nicht.
Herzlich,
Tania