… wie sinnvoll sind sie wirklich?
Ausbildungs-, Reit- oder Erziehungsmethoden faszinieren und begeistern viele von uns. Methoden in der Pferdewelt versprechen, dass wir nur Das-und-das machen müssen, damit wir Dieses-und-jenes erreichen. Methoden erscheinen oft sehr logisch und vermitteln uns das Gefühl, dass wir durch sie wissen, was das „Richtige“ ist.
Genau damit sind wir aber auch schon mitten im Problem, denn Methoden können leider nie allgemein, sondern immer nur punktuell „richtig“ sein, da sie zwangsläufig auf einer Vereinfachung von sehr komplexen Prozessen basieren. Und so ist es leider eine oft schmerzliche Illusion, dass uns Methoden zuverlässig zu dem bringen können, was wir uns wünschen – und das gilt für alle Bereiche unseres Lebens, aber eben vor allem auch in der Pferdewelt. Hier haben wir es ja nicht nur mit uns selbst zu tun, sondern mit einem anderen, komplexen Wesen und darüber hinaus mit einer noch komplexeren Wechselwirkung (auch Beziehung genannt).
Für mich gilt:
Methoden können uns wichtige Bausteine liefern,
aber nie den ganzen Weg bereiten.
Und das hat einen ganz simplen Grund: Jeder Weg ist anders und muss es auch sein, denn jedes Pferd ist anders, jeder Mensch und natürlich auch jede Kombination von Pferd und Mensch. Hinzu kommen dann noch jeweils verschiedene Lebensphasen, die Tagesform, Stimmungen, Einflüsse von außen und anderes mehr.
Methoden in der Pferdewelt greifen fast immer zu kurz
Es liegt auf der Hand, dass jede Methode naturgemäß zu kurz greifen muss, denn kein noch so ausgefeiltes System kann all das berücksichtigen. Meiner Erfahrung nach entsteht aus der Vorstellung, dass wir nur dem folgen müssen, was uns ein „Experte“ rät, was wir in einem Buch gelesen oder auf einem Seminar gehört haben, und dass wir nur ganz bestimmte Dinge vielleicht noch in einer bestimmten Reihenfolge tun müssen, damit etwas mit dem Pferd funktioniert oder es ihm besser geht, viel Not, einfach deshalb, weil das, wenn überhaupt, nur teilweise klappen kann. Oft wird aber eine Methode um jeden Preis weitergeführt, sei es, weil man sich selbst nicht traut, sie abzuwandeln oder weil alle anderen es doch auch so machen oder weil man vielleicht schon einiges an Geld und Zeit investiert hat.
Der Ausweg aus dem Dilemma ist, Methoden viel, viel mehr als Anregungen zu sehen und als Quellen von Ideen und Möglichkeiten, aber eben nicht als Weg an sich. Denn in dem Moment, in dem wir den Mut finden, uns von allgemeinen Vorgaben, Ratschlägen und Methoden zu lösen, wird überhaupt erst der eigene Weg möglich. Denn dann stellen wir uns Fragen, wie:
- Was habe ich denn eigentlich wirklich für ein Pferd? – statt: Was würde ich gerne für eines haben?
- Was kann ich wirklich geben und leisten? – statt: Wozu bringe ich mich, weil ich denke, ich muss?
- Was braucht mein Pferd und was brauche ich? – statt: Was sagen andere, dass mein Pferd und ich brauchen?
- Worum geht es uns wirklich? – statt: Was geben mir andere vor, worum es gehen soll?
Und das sind Fragen, die wirklich weiterbringen.
Lese-Tipp: Versteh Dein Pferd
Liebe Tania, wie wahr! Danke für diesen SEHR wichtigen Impuls. Das sollte vielen helfen, mehr ihren eigenen Weg zu suchen und sich dabei eben diese Fragen zu stellen (und möglichst Antworten darauf zu finden):
Was habe ich für ein Pferd?
Was bin ich für ein Typ, was kann ich und was muss ich verbessern?
Was will und kann ich mit meinem Pferd erreichen?
Dann klebt man weniger an einer Methode und ist vielleicht auch weniger gefrustet, weil man sich mehr ´space `beim Anwenden der Methode für eigene Lösungswege gibt.
Wirklich sehr inspirierend und wichtig, dieser Impuls!
Danke und glG Keke