– oder im Umgang mit Deinem Pferd?
Angst beim Reiten oder im Miteinander mit Pferden ist ein echter Freudekiller. Einmal für uns, aber auch für die Pferde. Denn leider treffen wir aus Angst häufig (ungewollt) Entscheidungen, die nicht pferdefreundlich sind. Herkömmliche Ratschläge wie „Da musst Du Dich nur überwinden.“ oder Sätze wie „Stell Dich nicht so an.“ oder auch die überall angebotenen „5 tolle Tipps gegen die Angst“ helfen leider kaum weiter. Hier erfährst Du, was viel sinnvoller ist und wie Du gerade durch Deine Angst pferdefreundlich entscheiden kannst.
Tipp: Komm in mein Webinar „Angst als Chance“, wenn Angst auch für Dich ein Thema ist.
Raus aus der Tabu-Ecke!
Angst hat viele Gesichter: Vielleicht hattest Du einen Unfall mit Deinem Pferd und die Angst beim Reiten ist Dir geblieben? Vielleicht haben sich die Ängste auch langsam eingeschlichen und Du hast zunehmend ein mulmiges Gefühl, wenn Du neben Deinem Pferd stehst oder es führst? Vielleicht machen Dir auch bestimmte Verhaltensweisen Deines Pferdes Angst? Oder die Angst setzt ein, wenn Du zum Beispiel ausreiten oder galoppieren möchtest? Wie auch immer Deine Angst aussieht: Angst ist kein schönes Gefühl. Sie hemmt uns, macht vieles unmöglich und kann zu einem enormen Leidensdruck führen. Hinzu kommt oft noch eine große Scham, denn Angst ist noch immer ein Tabu-Thema.
Und genau daran gilt es etwas zu ändern!
Viele haben Angst – nicht nur beim Reiten!
Meine Erfahrung ist, dass sehr viele Menschen im Zusammensein mit Pferden Angst haben – es spricht nur kaum jemand darüber! Ein Grund dafür ist, dass wir uns oft selbst nur ungern mit dem Thema befassen. Lieber versuchen wir, sie wegzuschieben (nur dass sich Angst eben nicht einfach „wegschieben“ lässt). Aber genau deshalb reagieren viele erst, wenn die Angst schon übernommen hat (und das häufig unbewusst).
Dieses Phänomen wird überall im Umgang mit Pferden, beim Reiten und anhand der Ausrüstung deutlich: Hier zeigt sich, wie groß das Bedürfnis nach Kontrolle ist. Deutliche Strenge und ein harter Umgang sowie scharfe Halfter und Gebisse, Hilfszügel, Sporen und Ähnliches sollen für mehr „Sicherheit“ sorgen. Und es wird sogar oft behauptet, dass es nur so geht. Das aber ist leider genauso falsch, wie pferde- und menschenunfreundlich. Die angestrebte „Kontrolle“, die man damit zu gewinnen erhofft, ist eine Illusion und führt nicht zu Vertrauen oder Pferdewohl. Das Ganze kann sogar arg nach hinten losgehen, wenn das Pferd sich zu wehren beginnt. Denn dann wird es erst richtig gefährlich.
Die Alternative? Ein anderer, und zwar proaktiver Umgang mit Angst!
Angst ist sinnvoll!
Der aus meiner Sicht schlechteste Rat (und leider der häufigste) ist der, Angst zu ignorieren. Angst entsteht in einem primitiven Teil unseres Gehirns, denn sie hat eine entscheidende Schutzfunktion. Der eigentliche Angstreflex ist nicht beeinflussbar, was auch Sinn macht. Nur so können wir in echten Gefahrenreaktionen sofort reagieren. Würden wir erst groß darüber nachdenken, wäre es oft zu spät. Unsere Angst will uns also schützen und sie lässt sich nicht einfach ausknipsen (wie so oft behauptet wird). Im Gegenteil: Je mehr wir sie zu unterdrücken versuchen, desto lauter wird sie werden.
Statt also auf die ewigen Rufe á la „Augen zu und durch!“ oder „Raus aus der Komfortzone!“ zu hören, ist es viel sinnvoller, uns näher mit ihr zu befassen. Wenn wir unsere Angst besser verstehen, kann sie gerade im Umgang mit dem Fluchttier Pferd zu einer exzellenten Ratgeberin werden (genau darum geht’s in Angst als Chance). Die entscheidende Frage ist dabei immer die: Ist die Angst angemessen oder nicht? Und um das einschätzen zu können, müssen wir uns mit dem so unbeliebten Gefühl befassen, also sie – und uns! – besser kennenlernen.
Merke: Je mehr wir MIT unserer Angst arbeiten, desto bessere Entscheidungen werden wir für uns und unser Pferd treffen.
Angst beim Reiten bitte nicht unterdrücken
In meinen Coachings erlebe ich immer wieder, dass mir Situationen geschildert werden, in denen Angst eine vollkommen nachvollziehbare Reaktion ist. Wenn ich dann sage: „Ja, da ist Angst zu haben klug.“ reagieren die meisten erst verblüfft, dann erleichtert.
- Wenn ich bereits einen schweren Sturz oder Unfall erlebt habe, ist es angemessen, erst einmal Angst zu haben.
- Wenn ich keinen ausbalancierten Sitz habe, ist es angemessen, nicht galoppieren zu wollen.
- Wenn mein Pferd unter mir im Gelände zu einem Pulverfass wird, ist es angemessen, nicht ausreiten zu wollen.
- Wenn ich weiß, dass ich durch andere Menschen schnell über meine eigenen Grenzen gehe, ist meine Angst angemessen.
In all diesen und vielen anderen Fällen weist uns die Angst auf Gefahren hin, die vermeidbar sind. Vermeidbar und veränderbar! Denn die Angst erst einmal anzunehmen, heißt nicht, das Gewünschte nie erreichen zu können. Es heißt nur, dass zu diesem Zeitpunkt das Ziel noch zu groß beziehungsweise das Vorhaben noch nicht auf eine gute Art erreichbar ist. Und das ist vollkommen okay.
Mit der Angst arbeiten
Viele denken, dass sie ihre Angst „bekämpfen“ müssen. Aber das ist ein Irrtum. Ängste werden genau dadurch größer. Noch dazu spüren Pferde unsere Angst sofort, egal wie cool wir tun. Innerhalb einer Herde sichert die feine Wahrnehmungsfähigkeit der Pferde untereinander das Überleben der Herde. Da sollte wirklich keiner glauben, dass wir ihnen da in dieser Hinsicht etwas vormachen können…
Wenn wir unsere Angst erst einmal annehmen, tritt so gut wie immer eine große Erleichterung ein. Die Angst lässt nach, wir können durchatmen und dadurch überhaupt erst wieder klar denken. Im nächsten Schritt können wir dann
- ein besseres Verständnis für die jeweilige Gesamtsituation und die Ursachen für unsere Angst bekommen und
- wir können überhaupt erst einmal wahrnehmen, wovor wir alles keine Angst haben (was eine ganz wichtige Ressource ist). Merke: Situationen, in denen wir Angst haben, bleiben meist präsenter als all die, die wir ruhig meistern. Dadurch fühlen wir uns oft ängstlicher, als wir es wirklich sind.
- Und von da aus können wir dann überlegen, wie wir in kleinen Schritten für mehr Vertrauen und Sicherheit für uns und unser Pferd sorgen können.
Fazit: Aktiv mit der Angst beim Reiten (und in anderen Bereichen) umgehen!
Lass Dich von Deiner Angst nicht lähmen. Und hör bitte nicht auf jene, die sie vom Tisch wischen und Dir einreden, dass Du da nur „durch musst“. Unter genau dieser Einstellung leiden Mensch & Pferd. Mit mehr Bewusstsein, Achtsamkeit und einem angemessenen Umgang mit Ängsten, werden sie zu guten Ratgebern auf dem Weg zu einem vertrauensvollen Verhältnis mit unserem Pferd.
Tipp: Komm gerne in mein Webinar „Angst als Chance“ oder schreibe mir, wenn Du Dir ein Coaching wünschst.
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